Die Insel Vis, sie trug von 1814 bis 1921 den Namen Lissa, liegt etwa 60 Kilometer vor der Dalmatinischen Küste auf der Höhe von Split. Mit 17 Kilometern Länge und 8 Kilometern Breite gehört Vis zu den eher kleineren Inseln der Adria. Historisch hatte diese Insel immer wieder sehr bewegte Zeiten, und es gab einige große Seeschlachten rund um dieses Eiland. Die Bekannteste ist sicherlich die Schlacht von 1866 zwischen der italienischen und der K&K Kriegsmarine, einer der wenigen Schlachten aus denen die K&K Marine als Sieger hervorging.
Während Titos Herrschaft bis zu seinem Tod 1980 war Vis so eine Art „Festung“. Zahlreiche Geschützstellungen, Tunnel und sogar ein U-Boot Bunker zeugen von dieser Zeit. Heute ist Vis eine der wenigen kroatischen Inseln, die vom Massentourismus weitestgehend verschont geblieben sind. Es gibt keine großen Hotels und auch Campingplätze sucht man hier vergeblich. Auf der Insel leben nur etwa 3500 ständige Einwohner. Es gibt zwei größere Orte, Vis und Komiza und viele kleine über die Insel verstreute Siedlungen. Nach Vis gelangt man am besten mit der Fähre von Split. Die Autofähre fährt in der Nebensaison zweimal und in der Hauptsaison (Juli bis September) dreimal täglich. Die Fahrzeit beträgt etwa 2,5 Stunden. Wer zum Tauchen nach Vis kommt, sollte Komiza als Stützpunkt wählen. Hier gibt es drei Tauchbasen (ISSA Diving, Manta und B24), die Tauchgänge zu allen Wracks rund um die Insel anbieten. Im Folgenden möchte ich mich mit den Wracks der Teti, Vassilios, Brioni und der B17-Flying Fortress beschäftigen.
Teti ***
Bei dem Wrack der Teti handelt es sich um ein ehemaliges Frachtschiff, das im Mai 1930 in einem Sturm mit einer kleinen Insel Namens Mali Barjak zusammenstieß. Das Schiff war danach so schwer beschädigt, dass es nicht mehr seetüchtig gemacht werden konnte. Es wurde dem Meer überlassen und versank während eines Wintersturms im selben Jahr gänzlich. Im Originalzustand war die Teti 63 Meter lang. Der vordere Bereich des Schiffes ist heute ziemlich zerstört und liegt in einem Bereich von 10 bis 15 Metern auf einem Felsplateau. Hier ist im Wesentlichen nur noch die Beplankung übrig. Ab 20 Meter kommt man dann in den Bereich, wo das Wrack interessant wird. Hier findet man die Überreste der Dampfmaschine und den Kessel. In den Wärmetauschrohren des Kessels kann man immer wieder kleine Muränen oder Congas entdecken. Das Heck des Schiffes liegt in etwa 34 Metern Tiefe auf sandigem Grund. Hier ist das Schiff gut erhalten. Ein beliebtes Fotomotiv in diesem Bereich ist das freistehende Steuerrad der Teti. Auch Teile des darunter liegenden Laderaums können einfach betaucht werden, da die Backboardseite des Wracks komplett aufgerissen ist. Es besteht also keine Gefahr sich zu „verlaufen“. Überall entlang des Wracks stößt man auf seine Ladung, Pflastersteine. Wer also zu wenig Blei mit hat, kann sich hier mit ausreichend Ballast versorgen. Das Wrack ist normalerweise recht einfach zu betauchen. An manchen Tagen kann aber durchaus Strömung herrschen, die den Tauchgang dann doch etwas herausfordernder machen kann. Durch den Bewuchs mit gelben Schwämmen bietet dieses Wrack eine ganze Reihe von schönen Fotomotiven. Auch das Fischleben kann hier einiges bieten. Neben Muränen und Congas gibt es hier vor allem viele Dorsche, Drachenköpfe, Sardinenschwärme und verschiedene Lippfische. Alles in allem ein schöner und lohnender Tauchgang, der auch für Nicht-Tekkies einiges bietet.
Vassilios T. ****
Die Vassilios kann man durchaus als dicken Brummer bezeichnen. Dieses ehemals griechische Frachtschiff mit einer Länge von über 100 Metern lief im März 1939 unter ungeklärten Umständen an am Kap von Stupisce auf Grund und versank. Das Wrack liegt auf der Backboardseite. Der Bug des imposanten Schiffes beginnt in einer Tiefe von etwa 20 Metern, das Heck liegt etwas tiefer als 50 Meter. Trotzdem sind große Teile des Wracks auch für Sporttaucher gut erreichbar. Das erste Highlight ist schon mal der beeindruckende Bug mit dem riesigen Anker. Wenn man um den Bug herumschwimmt, bekommt man einen ersten Eindruck von der Größe dieses Schiffs. Der vordere Lademast mit seinem dichten Schwammbewuchs und den vielen Fahnenbarschen, die sich hier tummeln, lässt fast sowas wie Rotes Meer Atmosphäre aufkommen. Wenn man rauschwimmt zum Ende des Lademasts, wird man mit einem tollen Panorama auf das Wrack belohnt. An Tagen mit guter Sicht kann man von hier aus fast das gesamte Wrack sehen.
Die Laderäume sind sehr offen. Man kann vom vorderen in den mittleren Laderaum durchschwimmen, da die Trennwände, an denen der Zahn der Zeit bereits ordentlich genagt hat, große Löcher aufweisen. Es lohnt eine Lampe mitzunehmen, auch wenn man sie nicht unbedingt benötigt. Vom mittleren Laderaum aus kann man dann in Richtung Maschinenraum und Werkstätte gelangen, was aber nur zu empfehlen ist, wenn man entsprechend ausgerüstet und ausgebildet ist. Hier gibt es, nachdem das Schiff auf der Seite liegt, einige Passagen, die durchaus auch für erfahrene Wracktaucher Herausforderungen bereit halten. Wer es gechillter haben will, sollte sich im Mittelschiff um die Aufbauten kümmern. Hier kann man durch verschiedene Räume tauchen, wobei alles ziemlich offen und nicht sehr eng ist. In diesem Bereich gibt es unglaublich viele Eindrücke zu sammeln. Das ist auch der Teil des Wracks, um den man sich kümmern sollte, wenn man gute Fotos machen will. Im Heckbereich der Vassilios ist ebenfalls ein Laderaum, der offen ist. Aber hier befindet man sich dann doch schon sehr deutlich über 40 Meter Tiefe. Wenn man um das Heck herum taucht, ist der Grund hier bei etwa 53 Meter. Die Schiffsschraube der Vassilios ist einige Meter über dem Boden und hat einen Durchmesser von mehreren Metern. Wenn man an der Steuerboardseite entlang der Schiffswand wieder in Richtung Bug taucht, findet man etwa auf Höhe des Mittelschiffes die Stelle, an der die Vassilios mit dem Riff kollidiert ist. Vom Bug aus ist das Riff nur einige Meter entfernt, und man kann es gut sehen. Normalerweise schwimmt man am Ende des Tauchgangs zum Riff und steigt dort auf. Direkt über dem Wrack aufzusteigen ist nicht ratsam, da es hier oft eine ablandige Strömung gibt und man dadurch leicht abgetrieben werden kann. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Vassilios sowohl für Sporttaucher als auch für Tekkies viel zu bieten hat und sicher für mehr als einen Tauchgang gut ist.
Brioni *****
Das Wrack der Brioni ist ein absolutes „must do“, wenn man zum Tauchen nach Vis gekommen ist. Die Brioni war ursprünglich als Passagierschiff gebaut worden, wurde aber nach dem 1. Weltkrieg nur noch als Frachtschiff genutzt. Sie kollidierte bei schlechtem Wetter am 2. Februar 1930 mit der Insel Ravnik und sank. Zum Zeitpunkt des Untergangs hatte sie Wein und Tabak geladen. Mit Ihrer Länge von 70 Metern zählt sie nicht zu den größten Wracks, aber definitiv zu den schönsten. Sie ist über und über mit gelben Schwämmen bewachsen, und der Zustand der Aufbauten ist nach wie vor hervorragend. Die Brioni liegt heute in einer Tiefe von 37 bis 60 Metern. Sie liegt auf Ihrer Backboardseite mit dem Heck in Richtung Riff. Der Bug liegt in Richtung offenes Meer. Für erfahrene Sporttaucher mit gutem Luftverbrauch ist das Betauchen der Steuerboardbereiche durchaus möglich. Aber als Tekkie mit Doppelgerät hat man eindeutig mehr davon. Denn die Laderäume und der Maschinenraum sind absolute Highlights. Das erste, das man von der Brioni sieht, wenn man die Wand entlang hinuntergleitet, ist das massive Heck mit seiner großen Schraube und dem mächtigen Ruder. Bei guter Sicht kann man bereits ab einer Tiefe von 20 Metern die Umrisse wahrnehmen. Für Fotografen und Filmer sind die Schraube, das Ruder und die Aufbauten im Steuerboardbereich mit den vielen Schwämmen und der Galerie sicherlich die interessantesten Bereiche. Nach der ersten Galerie kommt man zur ehemaligen Überdachung des Maschinenraumes, durch die man heute am einfachsten in den Maschineraum vordringen kann. Der Maschineraum ist bei der Brioni überraschend geräumig, trotzdem heißt es hier volle Konzentration, denn man ist bereits in einem Bereich von fast 50 Metern. Das heißt, man hat in aller Regel bereits eine Dekompressionspflicht, und wenn man mit Luft unterwegs ist, kommt auch schon ein bisschen Stickstoffnarkose dazu. Ohne entsprechende Erfahrung und Ausbildung sollte man sich in diese Bereiche der Brioni auf keinen Fall vorwagen. Wenn man das Wrack in seiner ganzen Länge abschwimmen möchte, sollte man sich nicht zu lange mit dem Mittelschiff beschäftigen, da sonst nicht genug Zeit bleibt, um dem wirklich sehenswerten Bugbereich einen Besuch abzustatten. Für den Weg vom Bug zum Heck benötigt man bei normalem Schwimmtempo etwa 5 Minuten. Vom Heck aus sieht man, auch wenn die Sicht nicht besonders sein sollte, die Wand, an der man wieder aufsteigt. Normalerweise hält man sich hier rechts, also linke Schulter an der Wand hoch. Man gelangt dann auf ein Felsplateau, das zur Insel hin ansteigt. Auf diesem Felsplateau kann man dann ausgezeichnet seine Deko Stopps abarbeiten.
B17 – Flying Fortress*****
Eine absolute Rarität stellt das Wrack der B17 einem amerikanischen Bomber aus dem 2. Weltkrieg dar. Hauptsächlich weil natürlich nicht allzu viele dieser Flugzeuge dieser Zeit in betauchbaren Tiefen und in einem Stück vorhanden sind. Um so ein Teil zu sehen, muss man normalerweise schon in die Truk Lagoon oder an den Ironbottom Sound (Savo Sound) fahren. Hinzu kommt, dass dieses Wrack auch noch einen zwar zweifelhaften, aber vorhandenen Bezug zu Österreich hat. Es hätte nämlich am 3. November 1944 eigentlich Wien oder Graz bombardieren sollen, musste aber wegen schlechten Wetters nach Marburg ausweichen. Nach dem Angriff sollte dieser Bomber in Vis landen, dabei ging ihm aber der Sprit aus. Der Kapitän schaffte es, das Flugzeug vor Rukavac auf dem Wasser zu landen. Alle Besatzungsmitglieder außer dem Copiloten (der starb beim Flakbeschuss über Marburg) überlebten diese Notlandung mehr oder weniger unbeschadet. Auch das Flugzeug blieb in einem Stück und versank nur etwa 100 Meter vor der Küste. Heute liegt das Wrack dieses 23 Meter langen und 32 Meter breiten Bombers auf einer Tiefe von maximal 72 Metern. Die ziemlich massive Heckflosse beginnt bei 61 Metern, und das Cockpit befindet sich auf einer Tiefe von 67 Metern. Man erreicht das Wrack mittels eines freien Abstiegs. Meistens ist eine Orientierungsleine vorhanden, die normalerweise an einem der an den Tragflächen montierten Motoren fixiert ist. An Tagen mit guter Sicht kann man die Umrisse des Wracks bereits aus 35 bis 40 Metern sehen. Am Wrack selbst ist die Orientierung recht einfach, da man dank der normalerweise guten Sicht das gesamte Flugzeug überblicken kann. Das Wrack steht auf seinen Rädern am Boden und ist auch nach dem Aufprall am Grund in einem Stück geblieben. Der interessanteste Bereich des Wracks sind die Tragflächen mit den 4 mächtigen Triebwerken. Das Cockpit ist noch komplett erhalten, so wie die dahinterliegende Kuppel für das Maschinengewehr. Der untere Bereich des Buges ist von der Notlandung eingedrückt und in Mitleidenschaft gezogen. Am Rumpf sind noch deutlich die Einschüsse der Fliegerabwehr zu sehen. Imposant ist auch das sehr große hintere Leitwerk. Dieses Wrack ist für Sporttaucher mit Single Tank auf Grund seiner Tiefe nicht erreichbar. Aber für Tauchgänge wie diese lohnt sich eine entsprechende Ausbildung auf jeden Fall!
Für weiter Infos zum Thema VIS stehe ich Euch natürlich jederzeit gerne zur Verfügung. Vielen Dank fürs Lesen 🙂 Liebe Grüße Arno